27. Kastell Niedernberg
Gemeinde Niedernberg, Ortsmitte, Kreis Miltenberg
In traianischer Zeit wurde das Kastell der cohors I Ligurum et Hispanorum erbaut. Die Anlage (2,2 ha) besitzt einen nicht ganz regelmäßigen, annähernd quadratischen Grundriss von 135 auf 144 m. Ausgerichtet ist sie nach Osten zum Main hin. Von der Innenbebauung sind lediglich einige Mauern der principia (Stabsgebäude) dokumentiert. Über die sonstige Bebauung ist nichts bekannt. Grabungen der letzten Jahre erbrachten erste Hinweise auf mögliche frühere Phasen des Kastells. Das Kastelldorf liegt im Westen, Norden und Süden des Lagers, auf der dem Main zugewandten Seite konnte keine Vicusbebauung festgestellt werden.
Ein zwischen der Kastellfront und dem Main liegendes Badegebäude wurde 1883 gefunden und in den anschließenden Jahren großflächig aufgedeckt. Einige Jahre später wurde das Kastell entdeckt. Die Reichs-Limeskommission unter W. Conrady beschränkte ihre Untersuchungen auf wenige Sondagen zur Lokalisierung der Wehrmauern und Tore.
Kastell und Vicusareal liegen im südlichen Bereich des alten Ortskerns und sind gänzlich überbaut. Die Straßenverläufe der heutigen Stadt greifen immer noch das Hauptstraßenraster des Kastells und den Verlauf seiner Umwehrung auf. Obertägig sind keine Befunde sichtbar, mit erhaltenen Befunden ist vor allem unter nicht unterkellerten Gebäuden und in den Gärten westlich des Ortskerns zu rechnen. Die nördliche Vicusausdehnung konnte mit der Kenntnis um die Lage eines Gräberfeldes indirekt begrenzt werden, da sich Gräberfelder immer außerhalb des Siedlungsareals befanden.
Durch die dichte Bebauung sind weite Teile des Denkmals nicht öffentlich zugänglich. Markierungen im Straßenpflaster kennzeichnen die Lage der Torturm-Fundamente. Fundobjekte sind mit der Nachbildung des Grabsteins von Marcellus Bolgedonis und dem Abguss eines Wasserspeiers in Form des Kopfes eines Silens öffentlich zugänglich gemacht.
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